Gottesdienstordnung für die Passionszeit
In der Passionszeit steht das »Kyrie eleison« im Mittelpunkt. Die Geschichte der Übernahme dieses Gesanges in den christlichen Gottesdienst soll kurz angedeutet werden. Das Kyrie war in der antiken Welt ein profaner Huldigungsruf an den Kaiser, der als Kyrios bezeichnet wurde. So lag es nahe, diesen Huldigungsruf als Anbetungsruf für den gegenwärtigen Kyrios Christus im Gottesdienst aufzunehmen. Der Kyrieruf bekam im Gottesdienst, durch die Übertragung vom Kaiser auf Christus als den Herrn (Kyrios) eine bekennende Konnotation. Er wurde vielleicht als Prozessionsgesang, zumindest aber als Fürbittruf genutzt und erst im 19. Jahrhundert als ein Klage- und Bußgesang festgelegt. Mit dem EGb und dem EG kann das Kyrie z. B. am Palmsonntag, durch das Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem (Joh 12,12–19) beeinflusst, das jubelnde Hosianna auf- und vorwegnehmen. Oder mit dem Kyrie aus Taize 178.12 kann eine Fürbittlitanei durch die Gemeinde aufgenommen werden.
Das Kyrie eleison wird hier zusammenfassend als bekennender Huldigungsruf aufgenommen. Er ruft Jesus Christus als den Herrn, in welchem das Erbarmen Gottes über uns Menschen erfahrbar geworden ist, an und bekennt, dass wir unsere Zuversicht auf ihn setzen und unsere Klagen und Fürbitten erhört werden. Es sollte als zentrales Element des Gottesdienstes in der Passionszeit, das nicht einseitig begriffen wird, sondern in seiner pluralen Bedeutung viele Menschen einbindet, gesungen werden. Es drückt sich darin ein Urbedürfnis der singenden Menschen aus, die im Singen eine Beziehung zu Gott aufnehmen wollen.
Anstelle des üblichen Kyrie erklingt das Lied EG 75. Es beginnt mit den Worten »Ehre sie dir, Christe« und markiert damit eine Lobpreis und keinen Erbarmungsruf.
Die häufige Wiederholung des Kyrie unter EG 178.3 ist der Versuch, den Ruf stärker im Herzen der Menschen zu verankern. Sie sollen nicht den Ruf vom Gesangbuch ablesen, sondern beim dritten oder vierten Mal singen sie auswendig…
A ERÖFFNUNG & ANRUFUNG
Glocken
Musik zum Eingang
Votum & Begrüßung
Lied
Psalm (kann unterbrochen werden durch das Kyrie EG 178.3)
Kyrie eleison EG 75 »Ehre sei dir, Christe«
Tagesgebet
B VERKÜNDIGUNG & BEKENNTNIS
Lesung
Halleluja – entfällt und wird durch Kyrie EG 178.3 ersetzt
Wochenlied
Evangelium mit Ein- und Ausleitung des Kyrie 178.3
Credo
Lied
Predigt
Lied mit Kollektensammlung (C ABENDMAHL siehe Extraseite)
Abkündigungen
Fürbitten & Vater unser mit Kyrie EG 178.3
D SENDUNG & SEGEN
Ankündigungen
Lied
Segen
Musik zum Ausgang
Rektor der Hochschule für Kirchenmusik der Evangelischen Kirche von Westfalen (Herford & Witten)
Prof. Dr. Jochen Kaiser
Kirchenmusiker, Liturgiewissenschaftler & Musikwissenschaftler
kirchenmusikerkaiser@gmx.de